Erich Maria Remarque, Zitate

Wir waren plötzlich auf furchtbare Weise allein; – und wir mußten allein damit fertig werden.

Und plötzlich, in der späten Einsamkeit des Platzes, obschon er nichts von ihr wußte, erschien sie ihm einen Augenblick gerade deshalb seltsam zugehörig zu ihm. Sie war ihm fremd, so wie er sich selbst überall fremd fühlte, und das schien ihm auf eine sonderbare Weise näher, als durch viele Worte und die abschleifende Gewohnheit der Zeit.

Leben heißt, von andern leben. Wir fressen alle voneinander. So ein bißchen Flimmern von Güte ab und zu – das soll man sich nicht nehmen lassen. Es stärkt, wenn man schwierig lebt.

Geld deckt alles zu.

Meinetwegen auch, weil wir Funken in einem unbekannten Wind sind.

Zu laut? Was war zu laut? Nur die Stille. Die Stille, in der man zersprang wie in einem luft leeren Raum.

Weiße Sommerwolken. Der Himmel der Jugend. Wo waren die Abenteuer des Herzens geblieben? Erschlagen von den fi nsteren Abenteuern des Daseins.

Liebe ist kein Wort dafür. Es ist nicht genug. Es ist nur ein geringer Teil, es ist nur ein Tropfen in einem Fluß, ein Blatt an einem Baum. Es ist so viel mehr.

Wir sind verlassen wie Kinder und erfahren wie alte Leute, wir sind roh und traurig und oberflächlich – ich glaube, wir sind verloren.

Laß uns ein Glas darauf trinken! Was wäre die Welt ohne die Moral des Geschäft es! Ein Haufen Verbrecher, Idealisten und Faulenzer.

Jeden Augenblick starben Tausende von Menschen. Es gab Statistiken darüber. Es war nichts dabei. Aber für den einen, der starb, war es alles und wichtiger als die ganze Welt, die weiter kreiste.

Wir alle waren – und sind oft noch unruhig, ziellos, bald exaltiert, bald gleichgültig, im tiefsten Grunde aber unfroh. Der Schatten des Krieges hing auch und gerade über uns, wenn wir gar nicht daran dachten.

Vergessen. Welch ein Wort. Voll von Grauen, Trost und Gespensterei! Wer konnte leben, ohne zu vergessen? Aber wer konnte genug vergessen? Die Schlacken der Erinnerung, die das Herz zerrissen. Erst wenn man nichts mehr hatte, für das man lebte, war man frei.

Abgehärtet ist man nie. Man kann sich nur an vieles gewöhnen.

Es war gut gemeint, aber man vertrug das schlecht. Gegen Beleidigungen konnte man sich wehren; gegen Mitleid nicht.

Was lebte, bewegte sich – und was sich bewegte, konnte Kraft haben und Grazie und Lächerlichkeit – aber nicht die fremde Majestät dessen, das sich nie mehr bewegen, sondern nur noch zerfallen konnte. Das Vollendete allein hatte es – und der Mensch war nur im Tode vollendet – und nur für kurze Zeit.

Auf dem weißen Tisch lag das, was vor ein paar Stunden noch Hoff nung, Atem, Schmerz und zitterndes Leben gewesen war. Jetzt war es nur noch ein sinnloser Kadaver – und der menschliche Automat, Schwester Eugenie genannt, der stolz darauf war, nie einen Fehltritt begangen zu haben, deckte es zu und karrte es fort.

Wenn man tot ist, ist man sehr wichtig … wenn man lebt, kümmert sich niemand.

Sie wußte, was sie wollte. Das Leben hatte keine Geheimnisse für sie.