Robert Musil, Zitate

Aber warum schreibt man denn Kunst ? Um Dinge noch einmal zu sagen ? Es war einmal berechtigt, aber wir sind keine Rhapsoden. Warum beschäftigt man sich nicht mit dem physikalischen Relativitätsprinzip, mit den logisch-mathematischen Paradoxas Couturat’s, mit… ? Weil es Dinge gibt, die sich nicht wissenschaftlich erledigen lassen, die auch nicht mit den Zwitterreizen des Essays zu fangen sind, weil es Schicksal ist, diese Dinge zu lieben, Dichterschicksal. Gefühle u[nd] Gedanken sind unpersönlich u[nd] unkünstlerisch, die Art ihrer Verflechtung ist die Persönlichkeit u. ist die Kunst.

Es ist das Geheimnis aller guten Bibliothekare, daß sie von der ihnen anvertrauten Literatur niemals mehr als die Büchertitel und das Inhaltsverzeichnis lesen.

Schon lebt der Dichter nach eigenem Maß beinahe allerorten in einer tiefen Abgeschiedenheit vom Leben, und hat doch nicht mit den Toten die Kunst gemeinsam, daß sie kein Haus brauchen und kein Essen und Trinken.

Die Politik holt sich heute nicht die Ziele bei der Kultur, sondern bringt sie mit und teilt sie aus. Sie lehrt uns, wie wir einzig und allein dichten, malen und philosophieren sollen.

Der Zug der Zeit ist ein Zug, der seine Schienen vor sich her rollt. Der Fluß der Zeit ist ein Fluß, der seine Ufer mitführt. Der Mitreisende bewegt sich zwischen festen Wänden auf festem Boden; aber Boden und Wände werden von den Bewegungen der Reisenden unmerklich auf das lebhafteste mitbewegt.

Das Wort ist nicht gar so sehr Träger eines Begriffs […], sondern es ist, wenn es nicht definitorisch zu einem Fachwort eingeengt wird, bloß das Siegel auf einem lockeren Pack von Vorstellungen

Handle, so gut du kannst und so schlecht du musst.

lief, wie es sich verlief – langsam, allgemach – in Sand …

Der moderne Mensch lebt in einer standardisierten, starren, verdorrten Welt. Die Ursachen dieser Verdorrung sind Vereinzelung, Arbeitsteilung, Isolierung, Zerstückelung.