Jetzt aber, er hatte zuviel gesehen, war er knurrig resigniert, das Böse war notwendig, er sehnte sich fast danach, mit dem grimmigen, zerstörerischen Wunsch nach Bestätigung, nach immer mehr Befestigung seines bitteren Wissens.
Das war die Fülle, der Ueberfluß, jenes Ueberflüssige, das das Leben aus einem Gezwungenen, zu Tragenden zu etwas Leichtem, Herrlichem, Liebens- und Sehnenswertem machte.
Wie schön ist sein Kind! Sie ist ganz vollendet. Es ist kein Zug an ihr, keine leiseste Bewegung, kein Haar, kein Flackern in der Stimme, das er anders wünschte. Schön ist sein Kind vor den Frauen, zart ist sie und rein ist sie, reinglühend wie ein zartes Licht, ihn selber glüht sie rein.
Es lehrte der Oheim: Jeder Satz, jedes Wort, jeder Buchstabe der Schrift hat seinen heimlichen Sinn. Er öffnet sich, wenn du die Worte vergleichst mit anderen Stellen der Schrift, wenn du den Zahlenwert der Buchstaben zu neuen Gebilden destillierst. Sieh, hier ist Papier und ein wenig Schwärze darauf. Und ist lebendiger als ein lebendiger Mensch, ist sprechender Mund für die Ewigkeit. Ist dies nicht das Wunder der Wunder?
Von dem feinen Genuß, die Macht heimlich zu halten, sie zu haben und nichts davon zu zeigen, von diesem feineren Genuß des Stillfürsichauskostens verstand sie nichts.
Und wie am Firmament, so die Erde einschließt, die Sterne und Sternbilder sind und uns das Verborgene künden und tiefes Geheimnis, so sind auf der Haut unseres Leibes Linien und Falten und Zeichen und Züge, und sie sind die Sterne und Sternbilder des Leibes, und sie haben ihre Heimlichkeit, und der Weise liest sie und deutet sie.
Wieder das Schweigen, das trist rinnend, lähmend das Zimmer füllte, sich um die Menschen legte, ihre Sicherheit, Unbedenklichkeit wegdrängte.
Wohlig war es und süß, sich so wichtig und in der Macht zu fühlen. Da soll keiner herkommen und daran rühren.
Haß des Landes! Wer, so er was taugt, hat nicht den Haß des Landes gegen sich? Wer anders ist als die anderen, hat den Haß des Landes. Haß des Landes hebt den Kredit.
Oh, es war süß, süß und herrlich war es, Macht zu haben unter den Menschen.
Seine zahllosen Geschäfte hatten ihm das Auge geschärft für die Zusammenhänge, und er wußte mit einem gutmütigen und spöttischen Wissen um die feinen, lächerlichen Gebundenheiten der Großen. Er wußte, es gab nur Eine Realität auf dieser Welt: Geld.
Luzifer war schön, dies war seine stärkste Kraft und Lockung. Ihn an der Hand zu nehmen, nicht loszulassen, zu Gott zu führen, das mußte ein Triumph sein, in dem man verging.
Nicht ohne wohlig schauernden Kitzel spürte er den geduckten, ohnmächtigen Haß, der sein Gesicht servil grüßte, seinen Rücken bespie. Haß des Volkes ist gut, hatte Isaak Landauer gesagt, Haß bedeutet Macht, Haß bedeutet Kredit.
Ich für meine Person glaube das einzige Mittel, [die Welt] zu ändern, ist, sie zu erklären. Erklärt man sie plausibel, so ändert man sie auf stille Art, durch fortwirkende Vernunft.
Am Ziel. Er war am Ziel. Ganz plötzlich stand er oben. Er hatte es so heiß gewünscht, er hatte hochfahrend getan vor sich und den anderen, als stünde er längst oben, aber innerlich war er immer zernagt und zerschüttelt von Zweifeln gewesen. Und nun mit einem Mal war es da, es war wie ein Treffer, ein einmaliger, unter hunderttausend Losen.
Lieben – das ist jemand, mit dem man alt werden will.
Haut, Fleisch, Knochen, Adern sind ein Kleid, eine Schale, und nicht der Mensch selbst. Aber die Geheimnisse der höchsten Weisheit sind in der Ordnung des menschlichen Leibes.
Jeder Verständigungsversuch gilt diesen Leuten nur als Zeichen von Schwäche: die einzige Sprache, die sie verstehen, ist die der Gewalt.
Du hast Wagen hergeschickt mit Sachen. Das ist gut, Tochter. Schick mehr. Schick außer Landes. Haben, das ist es. Besitzen. Geld haben, Sachen haben. Das andere ist nicht wichtig.
Wenn du in der Stille bist, am Ufer, dann siehst du, daß dein Rauschen und Getrieb wirbelndes Nichts ist.
Sein Gedächtnis, ein ungeheures Museum, das alles in zuverlässiger Konservierung hegte, hielt Gesichter, Leiber, Duft, Stellung in sicherer Treue fest; weiter rührte keine.
Gewiss, die Finsternis ist das Übliche und das Licht die Ausnahme. Doch gerade in der ungeheuren Masse Unlicht ist das bisschen Licht doppelte Freude. (…) Ich habe die Zuversicht, dass das Licht bleiben und dass es sich mehren wird. (…)